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Arturas Zuokas ist ein Mann ganz nach Kathrin Hoyers Geschmack: Die Grünen-Chefin im Erfurter Stadtrat hat sich schon im Internet schlau gemacht, um Näheres über den 43-Jährigen zu erfahren, wie sie verrät. Arturas Zuokas ist Bürgermeister in Erfurts Partnerstadt Vilnius, begeisterter Radfahrer, hat einen besonderen Humor und etwas gegen ewige Falschparker auf Radwegen: Mit einem tonnenschweren Radpanzer hat Zuokas jetzt einen Mercedes überrollt, der auf einer Vilniuser Hauptstraße im Halteverbot steht. Und das vor laufender Kamera.

Glas splittert, Blech knarzt, Zuokas grinst, als das Fahrzeug über den Falschparker hinwegrollt. Als könne er seine Aktion selbst nicht glauben, schaut er zurück auf das, was von dem Auto übrig geblieben ist: eine zerknautschte Karosse, nur noch Schrott. Es seien die Ferraris, die Rolls Royces und andere Nobelkarossen, die immer wieder auf Radwegen und im Halteverbot stünden. „Was soll eine Stadt mit Autofahrern tun, die denken, dass sie sich über das Gesetz stellen?“, fragt der Vilniuser Bürgermeister im Video. Und gibt sich gleich selbst die Antwort: „Ein Panzer scheint die beste Lösung.“ Steigt auf einen Panzer, fährt los – und ruft allen Falschparkern zu: „Das ist das, was passieren wird, wenn ihr euer Auto illegal abstellt.“ Der vermeintliche Autobesitzer naht und schaut ratlos drein. Das Schrottauto wird verladen, Arturas Zuokas kehrt noch ordentlich die Scherben auf – schwingt sich auf seinen Elektroroller und fährt davon…
Das Video, das derzeit im Internet kursiert, wird nicht nur von Kathrin Hoyer in sozialen Netzwerken verteilt. Mehr als 1,4 Millionen mal wurde der Youtube-Film bereits angeschaut, erst seit Dienstag ist er im Netz und hat seither viele zustimmende Kommentare erhalten. Die außergewöhnliche Aktion soll gemeinsam mit den Machern der schwedischen Fernsehsendung „99 Dinge, die man tun muss, bevor man stirbt“ entwickelt worden sein, der Mercedes ein von der Stadtverwaltung erworbener Gebrauchtwagen. „Den Panzer finde ich nicht so toll, auch nicht als Mittel gegen Falschparker. Die Aktion an sich aber ist klasse“, sagt die Grünen-Politikerin. Auf jeden Fall sei sie werbewirksam. Währenddessen hänge Erfurt einer Verkehrsplanung nach, die sich aufs Auto konzentriere, antiquiert sei und den Charme der 60er Jahre habe, kritisiert Hoyer, die selbst 2008 in der litauischen Partnerstadt war und diese als „wunderbar“ kennengelernt hat. Jüngstes Beispiel: Im Finanzausschuss musste sie zähneknirschend erleben, wie 50.000 Euro für den Geh- und Radwegebau umgelenkt wurden – für eine Maschine, die Asphaltlöcher stopft. Erst vor vier Wochen waren zusätzliche 1,3 Millionen Euro für den Straßenbau bereitgestellt. Ein Unding, so Hoyer. Dabei habe Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bauseweinvor seinem Urlaub noch angekündigt, es müsse mehr für den Radverkehr getan werden. „Dafür braucht es aber auch mehr Geld“, sagt Kathrin Hoyer. Doch diese Einsicht fehle. Für den Radwegebau hätten in diesem Jahr die 50.000 Euro nicht mehr abfließen können, habe das Tiefbauamt argumentiert. „Wenn die nicht wissen, wo Radwege gebraucht werden, können sie uns ruhig anrufen“, empfiehlt die Fraktionschefin der Grünen.

Und die Falschparker in Erfurt? 14 Planstellen sind in Erfurt derzeit mit Politessen besetzt. 2010 brachten Verwarn- und Bußgelder etwas 1,3 Millionen Euro in die Stadtkasse. Im laufenden Jahr sind es bereits 880.000 Euro. Knapp 80 Prozent davon entfallen auf Falschparker, erklärt Jörg Rindfleisch, Dezernatsreferent für Ordnung und Sicherheit, der Rest auf andere Verstöße, etwa von Gewerbetreibenden. Äußerst unwahrscheinlich, dass in Erfurt Autos überrollt werden, man setzt auf Abschleppen. Schon vor der Parkkralle schreckt man in Erfurt zurück: „Das kann als Nötigung ausgelegt werden“, sagt Rindfleisch – und schließlich stehe das Auto damit ja weiterhin an illegaler Stelle.

Unterdessen freut sich Kathrin Hoyer auf eine Begegnung mit Arturas Zuokas und „vielleicht eine gemeinsame Radfahrt“: Der Bürgermeister von Vilnius wird vom 16. bis 18. August in Erfurt zu Besuch bei den Stadtwerken sein – ganz sicher ohne Panzer.

 

Frank Karmeyer

Journalist

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